Bad Bertrich - Ein heißes Pflaster, entstanden aus Lava und Feuer
Bad Bertrich liegt in einem 200 m tiefen Seitental der Mosel in der südlichen Vulkaneifel, einem Teil des Rheinischen Schiefergebirges. Die geologischen Formationen gehören dem Unterdevon an, hier etwa 390 Millionen Jahre alte Meeresablagerungen aus dem Erdaltertum. In diesem uralten Gebirge kam es vor etwa 50.000 Jahren zu vulkanischer Tätigkeit.
Es existieren sechs Vulkane, die den südöstlichsten Teil des jungen Vulkanfeldes der Westeifel darstellen – Falkenlay, Hüstchen, Tümmelbusch, Dachskopf, Facher Kopf und ein uralter Vulkanschlot im Bereich der Elfengrotte, und drei Maare – Hardtmaar, Elfen- oder Seeser Maar und Kennfuser Maar.
Bad Bertrich weist eine schon zur Römerzeit genutzte Thermalquelle auf, die als Heilquelle weit bekannt ist. Die Talbildung, die Genese der Vulkane und die Entstehung der Thermalquelle stellen eine einzigartige Kombination von Naturereignissen dar, die schon viele Geowissenschaftler zu Untersuchungen veranlasst hat.
Eine Besonderheit sind die Pfarrkirche und verschiedene Häuser in Kennfus, die aus dunklen Lavakrotzen und zum Teil reich verwendeten hellem Tuffsteinwerk erbaut wurden.
Vorgeschichte
Falkenlay: Steinzeithöhlen, Funde
Entersburg: keltische Fliehburg nachgewiesen
Lange Geschichte kurzgefasst
365-83 n. Chr.
Unter Kaiser Valentian u. Gratian Bau eines Badegebäudes mit Säulentempel in „Bertriacum“
1097
In einer Besitzurkunde des Erzbischofs Egilbert von Trier findet man die erste urkundliche Erwähnung von Bertriacum.
1136 bis 1137
Erzbischof Albero von Trier belagert und zerstört die Entersburg (richtiger: „Nantersburg“) als Revanche für die vorherige Vereinnahmung der Burg Arras durch die Nantersburger.
1391 bis 1392
Die Ritter Hermann von Arras und Heinrich von Pyrmont verkaufen ihren Anteil an das Bad an den Erzbischof von Trier, Werner von Falkenstein.
14. Jahrhundert
Erwähnung der „Thermae ad sanct bertricum“ in der Cosmographia von Sebastian Münster.
1476
Bad Bertrich geht in den Besitz von Kurtrier über, es wird Staatsbad (24. Oktober 1476)
1657
Kurfürst Carl Caspar von der Leyen verkauft das Bad an die Gemeinden Bertrich und Kennfus für 320 Gulden.
1762
Kurfürst Johann von Walderdorff kauft das Bad zurück – für einen jährlichen Zins von 20 Gulden.
1768 bis 1769
Clemens Wenzeslaus von Sachsen, wird letzter Kurfürst von Trier.
1785 bis 1787
Bau des „Kurfürstlichen Schlösschens“ nach Plänen des Koblenzer Hofbaumeisters Andreas Gaertner (Kosten: 11.700 Thaler). Das „Schlösschen“ dient dem Kurfürsten als Sommer- und Jagd-Residenz sowie im Erdgeschoss als Badehaus. (è Moebius „Die Beichte von Bertrich“)
1788 /1789
Bau des Kavalierhauses für die Gäste des Kurfürsten (heute: „Kurhotel am Kurfürstlichen Schlösschen“).
1794
Bad Bertrich wird von französischen Revolutionstruppen besetzt und für 20 Jahre französisches Staatsbad, unterstellt dem Innenministerium in Paris.
1813
Da das nötige Geld zum Wiederherstellen des Bades fehlte, entschied Gouvernement-Kommissar Sack, "einem Unternehmer zu gestatten, gegen eine Prachtsumme von 1000 Franken jährlich ein Hasardspiel (Spielbank) zu eröffnen".
1815
am 5. April wird Bad Bertrich im Rahmen des Wiener Kongresses preußisches Staatsbad.
1816
Im Kurpark sorgen ein Karussell, eine Schaukel und eine Kegelbahn für die Zerstreuung der Kurgäste.
1819
Prinz Wilhelm von Preußen besucht Bad Bertrich und lobt die Schönheit der Natur.
1822
Druck der ersten Badekarten
1823
Freiherr von Solemacher überlässt das Gemälde von Clemens Wenzeslaus (1755, Heinrich Foelix) zur Ausstattung des Kursaales.
1839
Die "Bertricher Makrone" tritt ihren Siegeszug an.
1841-1847
Bau der Provinzialstrasse von Alf nach Lutzerath und Durchbruch des Bergrückens zwischen dem heutigen Schweizerhaus und der evangelischen Kirche zur Verlegung des Üßbaches und zur Landgewinnung, der Wasserfall unter dem Schweizerhaus wird angelegt und das ehemalige Bachbett zu einem Promenadenweg und den abschließenden Schwanenweiher gestaltet.
1845
am 16. November besucht Alexander v. Humboldt Bad Bertrich und erstellt eine wissenschaftliche Wasseranalyse. Er nennt Bad Bertrich „das milde Karlsbad“.
1849
Dr. Hoffmann "Struwwelpeter-Vater" hält sich in Bad Bertrich auf, nennt Bad Bertrich "sein Miniaturbad".
1856
Bau einer Molkenkur-Anstalt (heute.Schweizerhaus). Der Schweizer Wettner aus Appenzell wurde auf 10 Jahre verpflichtet 12 Ziegen zu halten, Molke für Schönheitsbäder zu bereiten (Wellness im 19. Jahrhundert) und Ziegenmilch zu verkaufen.
1858
Fund der Diana-Statue – Diana, die römische Schutzherrin von Bad Bertrich dargestellt als Göttin der Jagd.
1865
6. Februar, 10.00 Uhr vormittags... Ein plötzlicher Bergsturz des Palmbergs vernichtet das 1851 errichtete Badehaus.
1888
Der Haupteifelverein wird in Bad Bertrich gegründet.
1889
Gründung einer Ortsgruppe des Eifelvereins in Bad Bertrich.
1891
am 20. Juli wird ein Verschönerungsverein gegründet. Sein Motto: „Von den Gästen - für die Gäste“.
1893
Bad Bertrich ist auf der Weltausstellung in Chicago vertreten und erhält für seinen Prospekt einen Preis und eine Urkunde. Der Bertricher Verschönerungsverein errichtet auf der Entersburg die Steffenswarte.
1901/02
Bau eines Dampfkraftwerkes zur Stromerzeugung („elektrische Lichtzentrale und Starkstromanlage für Licht- und Kraft-zwecke in Bertrich“). Bad Bertrich ist als einer der ersten Orte im weiten Umkreis elektrifiziert.
1902-1930
Die berühmte Schriftstellerin und „Eifel-Dichterin“ Clara Viebig verbringt häufig mehrere Wochen im Jahr in Bad Bertrich.
1902-1903
Ingenieur Scherrer aus Bad Ems wird mit der Neufassung der Bergquelle beauftragt. Er fertigt Schnittzeichnungen der dabei freigelegten römischen Fassung an. Durch die Neufassung der Quelle wurde deren Tagesschüttung von ca. 60 000 l auf 864 000 l gesteigert werden.
1911
Eine erste Automobil-Verbindung zwischen Bad Bertrich und Bullay wird eingerichtet und im gleichen Jahr wegen des Einsatzes zu schlechter Fahrzeuge wieder eingestellt.
1912
Eine neu gegründete „Automobilgesellschaft Bad Bertrich“ setzt mit zunächst 1 Auto-Omnibus für 18 Personen, 1 offenem, gedecktem Aussichtswagen für 14 Personen und einer Limousine für 6 Personen eine feste Kraftfahrzeugverbindung mit 7-8 Fahrten pro Tag zum Bahnhof Bullay ein.
1919
Die Post übernimmt die Beförderung der Gäste mit Bussen nach Bullay, kann jedoch nur auf 2-3 Verbindungen pro Tag verweisen.
1935
Bau eines Freibades mit einem 50-m-Becken für Nichtschwimmer und Schwimmer mit Startblöcken, zwei 1-m-Sprungbrettern und einem 3-m-Turm, einem separaten Planschbecken für Kleinkinder, einer großen Liegewiese, Sauna, Sportanlagen und einem Cafe mit großer Terrasse.
1947
Bad Bertrich wird Rheinland-Pfälzisches Staatsbad.
1972
Umwandlung des Staatsbades in eine „Staatsbad GmbH“.
1974
14.08.: erster Spatenstich durch den Wirtschaftsminister Holkenbrink. Baubeginn der Umgehungsstraße.
1976
Bad Bertrich ist seit 500 Jahren Staatsbad.
1984
Einweihung und Inbetriebnahme der Umgehungsstraße mit den beiden Tunnel „Apollo“ (444 m) und Diana (201 m). Im gleichen Jahr: Grundsteinlegung für den Bau des Thermal-Hallen- und Freibades.
1985
Am 22. März ist Einweihung des neuen Bades. Am 1. April beginnt der Bade- und Therapiebetrieb.
1988
15. –17. April: 100-Jahr-Feier des Eifelvereins in seinem Gründungsort Bad Bertrich
1990
5. April: vor 175 Jahren wurde Bad Bertrich preußisches Staatsbad.
1991
vor 333 Jahren bestimmte Johann Rudolf Glauber erstmals die Verbindung Natrium-Hydrogen-Karbonat-Sulfat, die nach ihm benannt ist. Das Bad Bertricher Heilwasser ist eine Glaubersalztherme mit 32° C Temperatur. (Als Therme dürfen Quellwasser bezeichnet werden, die mit einer natürlichen Temperatur von mindestens 20° C entspringen.)
1997
Bad Bertrich: 50 Jahre rheinland-pfälzisches Staatsbad, 900 Jahre Bad Bertrich.
2000
Bad Bertrich – ganzheitliches Gesundheitszentrum Europas.
2006
Bad Bertrich ist während der Fußball Weltmeisterschaft Trainingslager der Fußball-Nationalmannschaft der Schweiz, Neubau des Üßbachtalstadions
2010
Neubau und Eröffnung der Vulkaneifel-Therme
2014
125-Jahr-Feier des Eifelvereins in Bad Bertrich
2014
125 Jahre Eifelverein-OG Bad Bertrich
2015
200 Jahre preußisches Staatsbad Bad Bertrich